Arbeit ist an sich schon übel genug. Aber das allerschlimmste daran ist die Verantwortung. Denn Verantwortung bedeutet nicht automatisch mehr Kohle (prust!) und schon gar nicht mehr Macht. Verantwortung heisst in allererster Linie "Wenn du was falsch machst kriegst du eins drauf". Sicher, sicher, auch ein Facharbeiter oder was auch immer kann keinen Mist verbocken, ohne Ärger zu kriegen. Aber es ist für Nicht-Akademiker bei weitem nicht so übel. Ich will versuchen ein Beispiel zu geben. Sagen wir mal, dein Chef ist eine Niete und verlangt von seinen Untergebenen ihre Aufgaben in einer besonders blödsinnigen Weise zu erledigen. Oder er ist ein Geizkragen und es fehlt dir an Ausrüstung aller Art. Nun, als Facharbeiter bist du dafür verantwortlich, dass du eine bestimmte Wochenarbeitszeit in der Firma zubringst, und während dieser Zeit deinen Job so gut wie möglich machst. Klaro? Wenn dein Chef sagt, so wirds gemacht, nun gut. Du fluchst zwar rum, vielleicht kommst du auch nicht so weit wie du kommen würdest wenn du freie Hand hättest, aber was solls. Um 15.45 ist Feierabend, und tschüss. Wenn dein Chef nicht zufrieden ist, staucht er dich halt zusammen. Das schlimmste was dir passieren kann, ist Kündigung (siehe Folgekapitel). Na und? Das kann dem Akademiker auch passieren !!! Nun zum Akademiker. Der kann nicht um 15.45 nach Hause gehen, er bleibt solange da bis die Arbeit erledigt ist. 18 Uhr? 20 Uhr? 22 Uhr? Na und? Und dann gibts ja noch die Wochenenden, yo! Er ist dafür verantwortlich seine Arbeit abzuliefern, egal wie lange das dauert. Schnallst du jetzt was der Unterschied ist?
Also, bleiben wir mal beim vorigen Beispiel. Sagen wir, der Arbeiter hat seinen Chef nicht zufriedenstellen können, weil der halt ein altes Aaaschloch ist. Er fliegt also raus. Schöne Scheisse...oder? Aber wofür gibt's das Arbeitsamt? 1 Jahr lang gibt's Arbeitslosengeld, ca. 60% des vorigen Einkommens. Mit Family auch mehr. Davon lässt's sich ganz gut leben, vor allem wenn man 30 Tage Urlaub im Monat hat, hehehe....und nach ein paar Monaten staatlich finanzierten Ferien sucht man sich halt wieder was. Einfach beim Arbeitsamt melden, und entspannen. Schlechter als für Akademiker kann der Arbeitsmarkt auch nicht sein. Für Arbeiter ist das kein Problem, keine langen Laberstory's, keine Stolperfallen, keine Karrieretricks. Job verloren, warum, fragt keiner. Das kommt vor. Neue Stelle, weiter geht's.
Nun der Akademiker. Er hat sich nicht willig genug negern lassen, sich seinem Chef widersetzt und wollte Sonntags nicht auch noch ins Büro kommen. Na, wer so wenig Karrierewillen zeigt, der fliegt halt. Nun wird's problematisch. Denn als Akademiker muss man ja eine Karriere verfolgen, man muss einen (grins) roten Faden im Lebenslauf zeigen, und die zukünftigen Chefs erkundigen sich sehr genau wen sie da für eine (Führungs)position einstellen wollen. Der arme Ingenieur wird also Blut und Wasser schwitzen bis er wieder was gefunden hat. Entlassen? Darf nicht sein. Ein Schandmal! Der Arme. Sicherlich kriegt er auch Arbeitslosengeld (falls er mind. 2 Jahre gearbeitet hat, also nicht wenn er nachm Studium wieder rausflog!). Der kleine aber feine Unterschied ist, dass jeder einzelne Tag den er arbeitslos ist, sehr schlecht im Lebenslauf aussieht! Jeder Tag arbeitslos- Angstschweiss und Stress statt Ferienstimmung. Nichts mit staatlich bezahltem Urlaub! Jobjagd ist angesagt, das Arbeitsamt hilft hier wenig.
Ohweh. Da sieht's für den Akademiker zappenduster aus. Rasieren reicht da nicht aus. Hemd, Hose, Krawatte umbinden, Anzug (würg, spuck) und was weiss ich noch alles. Kämmen, Gel in die Haare, man muss ja professionell aussehen. Am Abend, das gleiche rückwärts. Das geht alles von der knappen Freizeit ab. Aber die Ausstaffiererei ist ja nur ein kleiner Teil. Geschäftsreisen gehen voll von der Freizeit ab. Glaubt mir. Sowohl meine Erfahrung als auch die aller meiner Bekannten zeigt dass man sich keine Hoffnung machen kann etwas von der Welt zu sehen. Flughafen, Hotel, Kunden. So siehts aus. Ausgehen mit Kunden, scheiss Klamotten waschen, bügeln, einkaufen. Kein Blaumann den man mal schnell in die Waschmaschine schmeisst. Immer auf dem Stand der Mode bleiben! Das kostet alles Mäuse, und vieeeel Zeit. Arbeit, die man mit nach Hause nimmt. Gedanken, die man sich nach Feierabend noch macht, weil einen die Arbeit verfolgt, bis in die eigenen (Alp)träume. Rechnet man das zusammen, so schätze ich, kommen da nochmal locker 10 Stunden pro Woche zusammen. Hübsch, was?
Als Student hat man kein Einkommen, und meistens kann man nicht daheim wohnen. Jetzt werdet ihr gleich herzlich lachen: Der Sozialhilfesatz beträgt für eine alleinlebende Person
600,- plus Miete, bzw. max. 1200,- .
Das Gesetz betrachtet das als "Mindestsatz für menschenwürdiges Leben". Der Bafögsatz im Westen ist
max. 950,- ...
daraus schliessen wir, daß ein Student nur 350,- für Miete inkl. Nebenkosten ausgeben darf. Das geht nicht, ist zuwenig, ergo: Studenten werden nicht als Menschen betrachtet. Ja, das stimmt genau. Und die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten eines männlichen Studenten im Westen sind:
1200 DM.
Hoffentlich hast du eine gute Gesundheit, denn krank werden darf man als Student nicht.
Zum Beispiel wenn du ein Meßpraktikum machst, sagen wir 3 Wochen lang. Wenn du dann ein paar Tage mit Fieber daheim liegst und ein paar Versuche verpasst, bist du ja so gearscht. Während ein Azubi sich dann einfach einen Krankmeldezettel vom Arzt besorgt (kann man auch prima zum Blaumachen nutzen, fürs verlängerte Wochenende), geht das als Student nicht, denn man kriegt die Praktikums-Bescheinigung nur, wenn man alle Versuche mitgemacht hat, egal, und wenn man mit 40 Fieber zur Uni rennt. Wofür gibts Tabletten? Oder du machst das ganze Praktikum nächstes Semester nochmal. Das kann das Studium ganz schön rausziehen...
Wer bereits studiert, der kennt das schon. Man sitzt in einer Vorlesung, wird 90min am Stück vollgeschwafelt, und kapiert kein Wort. Das hat nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun. Viel mehr geht es den meisten Professohren am Arsch vorbei, ob die Studenten was kapieren.
Und da kommt noch hinzu, daß das reine Zuhören sowieso die schlechteste Lernform ist. Dabei hat man im allgemeinen ohnehin keine Zeit, zu versuchen, etwas zu verstehen, denn man ist damit beschäftigt, wie ein Verrückter mitzuschreiben, bis die Hand wehtut. Dagegen sind Schulstunden völlig harmlos. Und obwohl es Profs gibt, die ein und dieselbe Vorlesung schon seit Jahren und Jahrzehnten halten, gibt es keine Skripten (schriftliche Fassungen der Vorlesung). Erstens, es macht (dem Prof) extra Arbeit so etwas herzustellen. Zweitens, könnten bei den miesen Vorlesungen die Studenten auf die Idee kommen, daheimzubleiben, wenn sie schriftliche Unterlagen haben. Das wäre für den Prof peinlich.Also ich kann euch versprechen: Auf der Uni gibt es Chaoten, deren Vorlesungen SO schlecht sind, dass dagegen der mieseste Lehrer keine Chance hätte. Unvorstellbar, unglaublich, nicht mehr normal.
Da braucht man sich über entsprechende Noten nicht zu wundern. Du kannst davon ausgehen, daß dein Notenschnitt um 1.5-2 Noten sinkt gegenüber der gymnasialen Oberstufe. Mathe, Chemie, Bio, Physik LK, alles 1.0 ? Freu dich auf eine glatte 3 an der Uni. Durchfallquoten bei Prüfungen an technischen Unis: locker die Hälfte. Nur ein knappes Drittel erreicht überhaupt das Diplom. Goil. So macht Lernen Freude.
Und so sieht das dann in der (nicht-studentengeilen) Presse aus:

Oder so:
