ONE Weit verbreitete Lügen über das Studium und die wahren Fakten

Lüge 1: Studieren lohnt sich langfristig


Johoo. Mein Lieblingsthema. Als ich angefangen habe, da hoffte ich noch, daß es sich lohnen könnte. Manche Leute sagten damals schon, daß es sich finanziell gesehen eventuell nicht lohnen wird. Heute weiss ich, daß es sich definitiv NICHT LOHNT. Man steht, selbst wenn man eine Stelle bekommen würde, nicht nur gleich schlecht da wie ein Facharbeiter, sondern sogar entschieden schlechter. Werfen wir einen Blick auf die Fakten (ABER Vorsicht, es besteht die Gefahr eines reality overloads. Ich übernehme keine Verantwortung für Suizidversuche oder manische Depressionen. Ich übernehme absolut keine Verantwortung für irgendwas ausser der Wahrheit.

a) Die langen Ausbildungszeiten.

"Viel Zeit verliert, wer studiert" - unbekannter Autor

Wer auf die Realschule geht und mit 16 eine Berufsausbildung beginnt, steht mit 19-20, je nachdem ob ers schafft sich vom Bund zu drücken, im Beruf.

Wer (wie die meisten von uns) Abitur gemacht hat, sei es aus Bildungsgeilheit, sei es, weil er diese Site vorher nicht kannte, kann nach 2.5 Jahren Ausbildung in Arbeit und Brot stehen. Sei es als Klempner, Pilot, Bankkaufmann, Beamter oder Berufsakademiker (BA).
Dann ist er 21-22 Jahre alt und hat noch ein paar gute Jahre vor sich.

Wer nicht auf mich hören wollte und studihrt hat, wird mit 25-27 Jahren fertig. Zu diesem Zeitpunkt baut der Körper physisch bereits ab.
Wenn sich daran noch ein (OhNo) Doktor anschließt, ist die arme Sau dann 28-32 Jahre alt. Ab 30 sinkt die neuronale Verknüpfungsfähigkeit im Gehirn bereits wieder ab.

b) Das liebe Geld

"Time is money" - Henry Ford

Tja, was kostet denn nun so eine Ausbildung?
In einer Lehre/BA/Beamtenausbildung gibts Kohle vom ersten Tag an. So etwa zwischen 600 und 1700 Märker netto. Von sozialer Sicherheit und Schutz im Krankheitsfall will ich gar nicht erst anfangen. Wer an der Uni krank ist und auch nur für einen Versuch nicht im Labor erscheinen kann, darf den Kurs im nächsten Semester wiederholen. Ist ja auch nur so`n ScheissStudent, soll doch verrecken!

Ein Studium hingegen bringt keinen Pfennig, es kostet nur Geld. Semestergebühren schwanken zwischen 30 und über 200 Mark, Tendenz: stabiler Aufwärtstrend, der nach oben ausbricht.
Lebenshaltungskosten betragen durchschn. 1200,- monatlich im Westen. Denn anders als ein Lehrling, wohnen die meisten Studis nicht daheim.
Also kostet ein Studium so in etwa 100 000 bis 120 000 Mark an Kapitalkosten. Entweder Papi zahlt`s, man verdient`s sich selbst oder hat halt ein paar 10 000 Mark Bafögschulden am Bein.
Wichtig (!): Dein Verdienstausfall, d.h. das Geld, welches du hättest verdienen können in den 6 Jahren, ist da noch nicht eingerechnet, es beträgt typischerweise, ohne Zinseszinsen, ca. 250.000 DM. Auweia, ohweh.

c) Und was verdient man später im Beruf ?

"Invest for real returns" - Sir John Templeton

Ich habe schon Wirtschaftsingenieure im abgeschlossenem Studium getroffen, die keine Ahnung hatten, was monetär gesehen auf sie zukommt. Man sollte es nicht glauben.
Die folgende Grafik zeigt die kademikeranfangsgehälter:

Das gilt aber nur für die wenigen, die auch einen vollbezahlten Job finden. Die meisten werden sich mit Teilzeitstellen, unterbezahlten Vollzeitjobs, oft auch nur 1000 Mark-Praktikanten- oder Doktorandenstellen mit halbem oder Drittelsgehalt abfinden müssen. Andere finden sich in Aufbaustudien wieder oder machen mit Ende 20 doch noch eine Berufsausbildung (Beispiele kenne ich persönlich). Einfach su--per !!. Ich will euch mal was sagen: wäre das Leben ein Computerspiel , hätte ich schon längst Schluss gemacht und neu angefangen wenn es so mies läuft.

"Hast du kein Glück, benutz den Strick" - GaRgAMel

Aber seis drum, nehmen wir mal die 70 000 Mark eines Diplm-Ingenieurs. Das teilt sich nach Abzug von Urlaubs- und Weihnachtsgeld auf in 13 Monatsgehälter zu je

5200,-

Abzüge sind:
Steuern (glatt weggeworfen) 1400,-
Rentenversicherung (davon sehen WIR nie wieder was) 320,-
Krankenversicherung (ganz ok soweit) 320,-
Arbeitslosenversicherung (für Karriereakademiker nutzlos) 520,-
Bleiben unterm Strich: 2640,-

Die Hälfte also. Na ja. Nehmen wir eine Wochenarbeitszeit von 45-70 Stunden an (je nach Karrieregeilheit), dann erhalten wir einen Stundenlohn von (täterätäää):



DM 9 bis DM 15

Und unsere Freunde von der FH verdienen sogar nur (heul!) 8-13 Mücken pro Stunde, da lacht die türkische Putzfrau....


Soll ich dazu wirklich noch was sagen, soll ich das ?



Eine Werkstattstunde kostet über 100,-.
Ein Facharbeiter kommt schwarz locker auf 40,- die Stunde. Schwarz verdienen ist für kademiker undenkbar. Aber auch legal kommt ein Facharbeiter mühelos über 2600,- netto. Freund von mir, Metallfacharbeiter in mittelständischem Betrieb, Schichtarbeit, 38 Stunden pro Woche, ledig, kam auf 3500,- NETTO im Monat. Stress-free. Mit 19 Jahren.
Ich habe selbstpersönlich Lohnabrechnungen von Hilfsarbeitern OHNE Berufsausbildung gesehen, die bis über die 4000 Mark netto hinausreichten.
Ein Pilot fängt mit 21 mit knapp 8000 brutto im Monat an, ein Bankkaufmann im Wertpapierwesen nimmt unter 5000 keinen Kuli in die Hand, als Börsenmakler sind 10 000 Scheinchen locker drin. Mit einer einfachen Berufsausbildung, als Meister oder Techniker kann man im im Vertriebsinnendienst 7000 aufwärts mitnehmen, im Außendienst sind in guten Jahren Gehälter jenseits der 120 000 Mark im Jahr durchaus drin. Und das alles im Altersbereich 20-30 Jahre.
Eventuell im Laufe der Karriere entstehende minimale Unterschiede zum Nicht-kademiker werden durch fehlendes Bafög für die eigenen Kinder, geringere Zuschüsse zum Wohnungsbau, Baukindergeld und all die anderen zahllosen Vergünstigungen, die Leute mit einem moderaten Einkommen in Deutschland genießen, aufgefressen. Na, dafür hat man ja dann das gute Gefühl, einer der Träger unseres Sozialsystems zu sein.
Ja, und wenn dann die Haare grau sind und man den ersten Herzinfarkt schon hinter sich hat, dann verdient man endlich seine 20-30 Mark netto. Tri- tra-- trullalla...



d) Ist ein Studium langfristig eine gute Grundlage für eine Karriere ?

"Es ist besser, etwas zu tun als etwas zu sein" - Danny Boyle

In der heutigen Welt, noch stärker als in der Vergangenheit, zählt immer weniger die formelle Ausbildung, als die Persönlichkeit. Anders gesagt: Entweder man hats drauf oder nicht, da hilft auch ein Studium nicht viel. An dieser Stelle werde ich ein paar Beispiele bringen:




Weitere werden folgen.

Solche Leute sind aber die Ausnahme, und sie werden auch ohne Studium erfolgreich sein. Warum dann zur Uni rennen, wieso? Für die Leute unter euch, die glauben nach 5-10 Jahren ihr Einkommen verdoppelt zu haben, so daß sich das Studium doch lohnen würde: Ein Unternöhmen ist wie eine Pyramide aufgebaut. Egal, ob eine flache oder eine steile Pyramide, OBEN sitzen weniger Leute als unten anfangen. Ein klarer Fall, sollte man meinen. Von 100 Ingenieuren werden also nicht 100 ins Management aufsteigen, sondern vielleicht 20. Die anderen 80 sterben auch nicht alle vor dem 40. Lebensjahr, sondern sie bleiben schlichtweg unten. Irgendwo bei 100 000 Mark fuffzig. Für 20 Leute wird sich das Studium finanziell lohnen, für 80 nicht. Und weitere 800 finden gar nicht den erhofften Job, sondern versickern irgendwo. So sind die Dinge eben.

"Kannst du das Leben nicht ertragen, mach die Fahrt im Leichenwagen." - GaRGameL

Lüge 2. Die Anfängerzahlen nehmen ab, es zeichnet sich ein Mangel an Absolventen ab (Antizyklik-Lüge).


"Zukunft beginnt in der Gegenwart" - Konfuzius

In der Tat hat die Zahl von Studienanfängern, insbesondere einiger naturwissenschaftlich- technischer Fachrichtungen um ca. 50%, an einzelnen Unis bis auf 30% abgenommen. Na klasse, dann betrachten wir doch mal folgende Grafik:

In dieser Statistik vom renommierten Verein Deutscher Ingenieure, VDI, die also eher etwas zu optimistisch sein dürfte, sieht man, daß Ende 95 im Westen eine offene Stelle auf 14 Maschinenbau-Absolventen kommt, im Osten sogar auf 70. Mit anderen Worten, es gibt im Westen 14mal zuviele Dipl.-Ing`s, im Osten 70mal.
SOOO, dann will ich mal annehmen daß ihr auch ohne Hochschulabschluß diese einfache Rechnung hinbekommt: Wenn die Anfängerzahlen um die Hälfte gefallen sind heißt das, daß in 5-6 Jahren immer noch 7 bzw. 35mal zuviele Absolventen fertig werden. Dazu kommen Heerscharen an Doktor-Ingenieuren, die jetzt mit Ihrer Promotion begonnen haben, weil sie keinen Job gekriegt haben.
Unnnd, das gilt auch nur dann, wenn man davon ausgeht, daß die Unternöhmen in 5 Jahren gleich viele Leute einstellen, wie heute. Das führt mich zu Lüge Nr. 3.

Aber vorher pr�sentiere ich euch noch diese Hammer-Statistik:

aamarkt.gif

Dies ist das neueste was ich habe, Datum 1997, und daraus gehen verheerende Zahlen hervor: 11mal zuviel Ingenieure, 34 mal zuviel Naturwissenschaftler, und noch mehr so Kroppzeug. Ganz �bel: dies sind keine Absolventen alleine, sondern alle kademiker, d.h. auch berufserfahrene Leute !! Was glaubt ihr, wie schlimm es dann erst f�r Frischlinge aussieht! Finger weg vom Studium!

Und ich m�chte noch anmerken, wie sehr unser Land den Bach runtergehen muss, wenn die Chancen f�r Geistes-Labers�cke besser als f�r Naturwissenschaftler und die Chancen f�r Sozialschw�tzer doppelt so gut wie f�r Ingenieure sind. Drogenjunkies, Sozialhilfeempf�nger, Arbeitslose, Kriminelle, Ausl�nder & Asylanten, das sind Deutschlands Produkte f�r das Jahr 2000! Yo!!!

Lüge 3. Die Zeiten werden besser, die Einstellungen nehmen zu.


HÄ, wie bitte, was ist kaputt? So ein Dummfug! Tatsache ist, daß der Trend dahingeht, daß in Zukunft nicht nur Produktion, sondern zunehmend auch Forschung und Entwicklung ins Ausland verlagert wird. So ein indischer Ingenieur ist gar nicht so schlecht, und arbeitet für weniger Geld als ein deutscher Sozialhilfeempfänger! Man darf also ruhig davon ausgehen, daß mittel- und langfristig der kademikerarbeitsmarkt in D immer mehr den Bach runtergeht. Und das beweist auch folgende Grafik (aus einem hyperoptimistischen Karrieremagazin für Studis, "FoRUM"):

Ich muss ja so lachen, wenn ich diese Sprüche lese: WACHSENDER BEDARF !
Und wenn man sich die Zahlen anschaut, dann hat sich seit 1996 kaum etwas erhöht, und wenn, dann nur minimal, oder bei einigen wenigen Firmen. Tja, keine guten Aussichten für die 14 Maschbauer, die sich um einen Job schlagen.
Ach ja, hier habe ich dieselbe Statistik vom Jahr davor. Dieselben Spr�che, dieselben mageren Zahlen!

So und jetzt noch ein bisschen Realität zum Abschluss. Im Gesamtschnitt betrachtet, haben die Anfängerzahlen seit 1992 gar nicht so stark abgenommen, nämlich nur um ca. 12%. Ist es nicht kooomisch, dass das Gelabere in diversen Medien und nat�rlich von der Industrie sich gar nicht deckt mit offiziellen Zahlen vom statist. Bundesamt ??

Man denke sich seinen Teil.

Ja, ja, ich weiß schon, jetzt werden ein paar kluge Leute kommen und sagen "Ach so schlimm kanns gar nicht sein, die meisten die ich kenne haben was gefunden" oder so ähnlich.

Da möchte ich euch fragen, wieviele Leute kennt ihr denn? 10? 20? 30? Und WAS für eine Stelle haben sie gefunden? So, für 3000 Mark brutto im Monat, wie der Diplom-Physiker, der im Betrieb meines Bekannten angestellt wurde? Oder machen ein paar nur den Doktor, für 1300 brutto?
Glaubt Ihr ein paar Schwätzern mehr als offiziellen Statistiken?
Laßt mich einen Vergleich anstellen: Wenn Ihr so durch die Straßen spaziert, wieviele Singles seht Ihr dann, und wieviele sind zu zweit? So etwa die Hälfte ? EEEEEK-Falsch!
Man sieht NUR Pärchen, denn bei den Leuten die gerade alleine unterwegs sind, kann man doch nicht wissen, ob sie alleine leben oder nicht.
"Die im Dunkeln sieht man nicht". Genauso ist es mit den Arbeitslosen.
Wenn Du keine Stelle findest, würdest du alle deine Kumpels anrufen und ihnen jeden Monat erzählen "Hey, ich bin`s, Sven. Cool, ich habe immer noch keine Stelle, schon wieder 20 Absagen gekriegt. Oh Manno, was bin ich doch für ein Loser, meine Noten sind kacke, mein Lebenslauf läßt zu wünschen übrig, und in meinen Bewerbungsgesprächen bin ich einfach nicht gut genug drauf. Eigentlich habe ich in dieser Leistungsgesellschaft nix verloren, komm doch bitte vorbei und erschieß mich !" ?
Wohl kaum! Die Leute, die Pech haben, sie schweigen. Irgendwann hört man immer weniger von ihnen, und beim nächsten Klassentreffen werden es immer weniger. Logisch, daß man dann mehr gute Stories hört als schlechte. Laßt euch bloß davon nicht aufs Glatteis führen !
Ich selbst habe 1989 angefangen ein "Mangelfach" zu studieren. Eines, das so gesucht war, daß alle Absolventen SOFORT genommen wurden. "Rosa Aussichten", stand in einem dieser idiotischen Magazine. Wenige Jahre später waren diese Leute nicht den Dreck unterm Fingernagel wert. Es gibt keine Mangelfächer, man kann heute nicht mehr als ca. 1 bis 2 Jahre in die Zukunft schauen, und so kurz ist kein STUDiUMM. Dafür gibts genug Beispiele:
Vor +/- 3 Jahren waren Bauingenieure sehr gefragt, Angebot:Nachfrage 1:1. Heute gibts davon viel zu viele. Ein ähnliches Schicksal könnte der Informatik blühen, wenn bis in ein paar Jahren hunderttausend fleißige Inder und Pakistanis auf unseren Arbeitsmarkt dr�ngen oder ihre Computerkenntnisse übers Internet anbieten, wie dieser Zeitungsartikel zeigt:

Indformatiker

Weiß mans? 6 Jahre Studium sind in der schnellen Welt von heute so wie russisches Roulette mit 5 Kugeln. Man hat dann etwa 1 Jahr Zeit, einen Job zu finden, dann gehört man zum alten Eisen. Neue frische Absolventen drängen auf den Markt, und jünger wird man auch nicht. Hasta la vista BABY.

"Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" - aus dem Volksmund


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