THREE Wer ein Interesse an hohen Studentenzahlen hat und wer nicht

"Hütet euch vor den falschen Propheten!" - Matthäus 7,15

1. Proffesohren

Ach, wie gerne betrachte ich unsere Hochschullehrer, wenn sie plötzlich anfangen sich um ihre Kunden zu bemühen. Nachdem jahre- und jahrzehntelang für sie die Studenten nichts als lästige Würmer waren, die ihnen ihre kostbare Forschungszeit wegnahmen, fangen sie jetzt an junge Leute mit Flötentönen zu umgarnen.
An meiner Uni waren Durchfallquoten von 50% keine Seltenheit, und Klausuren mit Durchschnittsnoten besser als 3.5 galten als gut! Keinen Profössor scherte es einen Dreck, daß wir uns auf dem Arbeitsmarkt im In- und Ausland mit anderen Absolventen messen mußten, die viel freundlichere Noten erhielten.
Doch jetzt fürchten diese Kanaillen um ihre Pfründe. Denn ihr müsst wissen, daß die Gelder, die ein Institut und die Uni insgesamt erhalten, eng mit der Zahl der Studis zusammenhängen. Und wenn es davon zu wenig gibt, kann es auch einmal vorkommen, daß ein Lehrstuhl gestrichen wird. Die Gruppe der Professohren ist also stark an hohen Studentenzahlen interessiert, solange es nicht zu sehr überhand nimmt (was in techn.-naturwiss. Studiengängen sowieso nie der Fall war). Aber lieber zu viele als zu wenig.

2. Industrieunternöhmen.

Die Unternöhmen sind die übelsten Verbrecher von allen. Es liegt klar auf der Hand: je größer die Zahl der Bewerber auf dem Arbeitsmarkt ist, desto besser. Nur eines ist einem Personalchef lieber als 100 Bewerbungen, und das sind 1000 Bewerbungen.

Man kann sich dann die allerbesten Top-Leute herauspicken, und dabei auch noch minimale Gehälter zahlen.
"Was, sie verlangen auch noch Geld? Ts, ts. Wir haben genug Bewerber, die umsonst arbeiten, nur um Berufserfahrung zu sammeln..."
Und was ist mit den anderen 999 armen Schweinen, denen eine Absage ins Haus flattert? Na, das stört ein Unternöhmen wie Daimler, BASF, Procter&Gamble usw. usf., und wie diese Mafiosi alle heißen, doch nicht. Ein arbeitsloser kademiker ist schlecht für die Allgemeinheit. Schlecht für ihn selbst. Schlecht für seine Familie. Aber ganz sicher nicht für die Firmen.

Das läßt sich sogar beweisen. Nehmen wir einmal an, die Industrie hätte wirklich Angst vor einem Ingenieurmangel in den kommenden Jahren, wie sie laut herumtrompetet. Würden diese Firmen dann nicht einen Teil ihrer Rekordgewinne dafür nutzen, Absolventen von heute einen Arbeitsplatz zu finanzieren, und sich so für die Zukunft Leute zu sichern?
Aber von wegen, die Industrie ist im Moment sogar dabei Leute zu entlassen, um so noch schlanker zu werden. Das betrifft nicht nur Arbeiter, sondern auch kademiker. Während früher ein Ingenieur vielleicht einen 9-Stunden-Tag hatte, muß er heute 12 Stunden knechten, denn er muß die Arbeit seiner entlassenen Kollgenen miterledigen. Für das gleiche Geld. Das nennt sich dann "Restrukturierung".

Besonders krass dabei: Mit Arbeitern kann man das nicht machen, sie haben einen Tarifvertrag (z.B. bei VW 32 Stunden die Woche). Überstunden müssen teuer bezahlt werden. Also kann man nicht die Hälfte rausschmeissen und die anderen müssen deren Arbeit mitmachen. Aber bei kademikern geht das, null problemo. Man nennt das unbezahlte Überstunden. Ich nenne es "zum Nigger machen". Denn von einem kademiker wird erwartet, dass er aus Interesse schuftet... huhuhu, soviel D-Ä-M-L-I-C-H-K-E-I-T !!!

Wenn also heute die Industrie Werbung für Absolventen oder das Studium im allgemeinen macht, so ist das völlig unglaubwürdig. Sie möchte nur soviel Menschenfleisch zur Auswahl haben wie möglich. Die Industrie ist extrem stark an hohen Stundentenzahlen interessiert.

PS. Ich bin kein Kommunist oder sowas, comprende ?!!

3. Die Politik

"Wir brauchen nicht mehr kademiker, sondern mehr Meister, um die Zukunft des Standort Deutschlands zu sichern" - Roman Herzog

Im Prinzip müßte die Politik erkannt haben, daß die kademikerflut die Gesellschaft teuer zu stehen kommt. Hat sie eigentlich auch. Das Problem ist, daß unsere Politiker Schlappschwänze sind, Versager. Die Politik ist lahmarschig und unfähig, Probleme zu lösen. Während die Industrie effizient Werbung für das Studium macht, sitzt die Politik wie gelähmt da und unternimmt nichts. Von dieser Seite ist nichts zu erwarten, außer solchen Fiesheiten wie Studiengebühren. Leute abfroschen, das können sie. Besonders dann wenn die Kassen leer sind.

Die Politik hat also ein Interesse an niedrigen Studentenzahlen, ist aber zu unfähig um etwas dafür zu tun.

4. Die Medien

Werfen wir doch einfach einen Blick auf folgende Grafik:

Interessant, was? Diese Grafik ist aus dem Jahr 1989. Ich konnte es kaum glauben, als ich sie in einem Sonderheft der "Wirtschaftswoche" fand. Damals war gerade der schlechteste Zeitpunkt überhaupt, mit einem Studium anzufangen- die Anfänger von damals sind die arbeitslosen kademiker von heute.
Und trotzdem- genau dieselben dämlichen irreführenden Sprüche von den zurückgehenden Studentenzahlen, die man auch heute wieder liest. Das Heft quillt über vor Anzeigen, die arglose junge Leute mit zuckersüßen Tönen ins Studium lockt.

Eigentlich kein Wunder. Denn dieses Sonderheft wird vor allem von studieninteressierten Abiturienten gekauft. Noch krasser wird's bei Studentenzeitschriften (Forum, Unicum, usw usf.). Logisch, die Leser dieser Bl�tter sind Studenten, und daher steht dort auch nicht die Wahrheit drin, sonst w�rden diese Zeitschriften ja ihre eigenen Leser vergraulen!

Auch nicht besser: alle linksorientierten K�sebl�tter. Es ist n�mlich so, dass die Linken auf Massenbildumm (Motto: Bildumm f�r alle) stehen, egal, ob sich das finanziell auszahlt. Sie sind bildungsgeil. Dazu zitiere ich einen Typ vom Asta (linke Studentenorganisation an Unis): "Wer eine Berufsausbildung will, ist hier an der Uni falsch, daf�r gibt's Berufsakademien!"

Die allerbeste Literatur zum Thema Berufswahl sind Statistiken vom Arbeitsamt (siehe Teil 1), Tarifvertr�ge (Azubis werden meistens von der Ausbilderfirma �bernommen, Studenten fast nie), und die Brosch�re vom Arbeitsamt "Arbeitslos- ihre Rechte, ihre Pflichten" (darin steht, dass ein Hochschulabsolvent kein Recht auf Arbeitslosenkohle hat, ein Geselle o.�. aber schon)


FOUR Warum die Leute trotzdem studieren

"Vater, vergib ihnen! Sie wissen nicht, was sie tun" - Lukas 23,34

Manche von euch werden jetzt denken "Das klingt alles etwas suspekt. Wenn es so schlimm wäre, würde ja keiner mehr studieren..." oder so. Tja, was soll ich da sagen? Millionen von Fliegen können sich nicht irren? Millionen von Leuten rauchen, nehmen Drogen oder wursteln sich ohne Freundin durchs Leben. Andere trinken, schlagen ihre Frauen, stehen stundenlang mit dem Auto im Stau, und platzen schier vor Unzufriedenheit. Sie alle haben Gründe für das, was sie tun. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass es klug ist. Genauso ist es mit den Studis. Wie die Lemminge rennen sie in ihr Unglück, in ihr Verderben. Ich kenne zwei Sorten von Ihnen:

"Man muß von jedem fordern, was er leisten kann" - Saint-Exupéry

1. Diese Art von Student weiss, was auf Ihn zukommt, und er macht sich keine Illusionen. Er studiert aus brennendem Interesse, ohne Rücksicht auf Verluste. Etwa 20% aller Studenten fallen in diese Kategorie, ich nenne sie die "fanatics". In Ingenieurstudiengängen können das bis zu 50% sein, an brotlosen naturwiss. Studiengängen wie z.B. Astronomie auch mehr. Die fanatics sind die Leute, die an die Unis und Fhs gehören, und ihre Zahl ist gross genug, um den Bedarf abzudecken. Wenn nur die fanatics studieren würden, gäbe es keine Probleme.

"Hoffen heißt nicht wissen" - Volksmund

2. 80% der Studis studieren aus diffusen Gründen. Das sind die Leute, die gute Noten in Physikchemiemathe hatten, und deshalb an die Uni gegangen sind. Oder sie m�chten einfach nur das Abitur "ausnutzen" - mit dieser Logik m�ssten die USA und Russland Krieg anfangen, um ihre Atomwaffen "auszunutzen". Oder solche, deren Eltern kademiker sind, und deren Kinder natürlich nicht "tiefer" stehen sollen. Hier findet man die vielen BWL-Studenten, die sich nicht die Finger mit Schmierfett verdrecken, sondern lieber im coolen Boss-Anzug rumlaufen möchten. Nicht dass diese Leute kein Interesse an den Inhalten ihres Faches hätten, aber eine ganz bewußte Entscheidung war es auch nicht, die meisten haben sich über Alternativen keine Gedanken gemacht. Oft stellt für sie die Uni eine bequeme Verlängerung der Schulzeit dar. Sie lassen sich treiben, manche haben ein (vermeintliches) Ziel, manche auch nicht. Diese Gruppe bezeichne ich treffenderweise als "floaters".
Studienabbrecher sind fast nur floaters. Man verwechsle floater nicht mit loser, gell. Oft sind diese jungen Leute nur misinformiert, haben meine Site nie gelesen und sich stattdessen von fanatics vollabern lassen. floaters sind Menschen wie du und ich.

Fragt man diese Leute, warum sie studieren, dann bekommt man, wie von einem Papagei, den selben Unsinn zu hören, der in diversen Medien und Publikationen zu lesen ist. Sie rechtfertigen ihren Irrweg damit, teils weil sie wirklich daran glauben, teils weil der Mensch dazu neigt, sein Handeln zu rechtfertigen. Selbst ein Säufer wird versuchen, seine Trunksucht zu begründen- oder könnt ihr euch vorstellen, daß er antwortet, er wisse selbst nicht, warum er das macht?


FIVE Hilfe, ist das furchtbar. Was soll ich jetzt tun, Gargi ?

"Eine Fehlentscheidung auf Anhieb spart immerhin Zeit" - Helmar Nahr

Wie gesagt, diese Beratung gilt für ALLE Studenten an Fh`s, Ph`s, Unis usw., alle Studiengänge eben die 4 Jahre und mehr dauern. Dabei spielt der momentane und projizierte Bedarf keine Rolle (Ausnahme Lehramt, wenn der vorausgesagte Bedarf anhand von Schülerzahlen mindestens doppelt so hoch ist wie das vorausgesagte Angebot nach Pensionierungen). Mein Rat:
1. Du bist reich, oder deine Eltern sind es. Um komfortabel zu überleben, mußt du im Ernstfall gar nicht arbeiten: Für dich gilt mein Rat nicht. Wenn Du dich gerne quälst, geh halt studieren. Zirka 20% aller Studis sind von deiner Sorte, ich nehm`s dir nicht übel.
2. Du bist noch im ersten Viertel deines Studiums (z.B. 10 Semester Regelstudienzeit und du bist max. im 2. Semester): SOFORT exmatrikulieren und eine Alternative wählen.
3. Du bist im zweiten Viertel deines Studiums. Statistisch werden mind. 50% der Fachrichtung übernommen, du gehörst notenmäßig zum oberen Viertel deines Jahrgangs: WEITERMACHEN.
Andernfalls: SOFORT exmatrikulieren und eine Alternative wählen.
4. Du bist im dritten Viertel deines Studiums. Die Anstellungschancen in deinem Fach sind schlecht (kleiner 50%), und du gehörst notenmäßig zum unteren Viertel deines Jahrgangs: SOFORT exmatrikulieren und eine Alternative wählen.
Andernfalls: WEITERMACHEN. Du sitzt in der Tinte, mein Lieber.
5. Du bist im letzten Viertel deines Studiums. GNADE DIR GOTT, die Unternöhmen tuns nicht. Du tust mir leid. WEITERMACHEN.
6. Du bist fertig, und hast schlechte Erfahrungen mit der Bewerberei gemacht: Willkommen im Club. Schreib mir bitte eine GargaMail, wie`s dir ergangen ist !
7. Du hast noch nicht studiert, sondern meine Site VORHER gelesen: DANKE GOTT AUF KNIEN. 40 000 kademiker wünschen sich, man hätte sie auch so deutlich gewarnt. Lasse alle Gedanken ans Studium fallen, und freue dich über den Kelch, der an Dir vorüber ging. Puhhh !


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